Mitmachstation
"Koschere" Lederhosen, "jüdische" Dirndln? Trachtenmode zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung

Thema: Gesellschaft und Kultur
Schlagworte: Geschichte und Soziales
Altersgruppe: 10 bis 14 Jahre, 14 bis 18 Jahre und ab 18 Jahre

Ab Ende des 19. Jahrhunderts trugen Wohlhabende in der Sommerfrische alpine Tracht als Freizeitkleidung, auch jüdische Menschen. Zugehörigkeit wird durch Kleidung symbolisiert, gleichsam wird die Ablehnung eben dieser Zugehörigkeit durch ein Verbot der betreffenden Kleidung sichtbar. Im Juli 1938 erließen die Nationalsozialisten Trachtenverbote für Jüdinnen und Juden auf lokaler und regionaler Ebene.

Lisa Leist und Edith Wang, Altaussee 1937

Zwischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und 1938 können Fotografien prominente jüdische Angehörige des Großbürgertums, Künstler und Künstlerinnen in Tracht zeigen. Theodor Herzl weilte mit der Familie in Altaussee, Sigmund Freud wanderte mit seiner Tochter Anna durch die Dolomiten, Arthur Schnitzler residierte am Semmering. Sie alle wurden in Tracht bzw. in trachtenartiger Kleidung abgebildet.

Im 19. Jahrhundert wurde die „alpine“ Tracht vom aristokratisch-bürgerlichen Milieu im Salzkammergut kultiviert und zur Freizeitkleidung der aufkeimenden Sommerfrischeaufenthalte modifiziert. Die Tracht befeuerte die romantische Sehnsucht nach einer verlorenen „heilen Welt“ und konnte für die jüdische Bevölkerung Ausdruck eines „Dazugehörens“ bilden. Sie wird aber auch in der Ablehnung dieser Aneignung deutlich: Spätestens mit dem 1908 gegründeten „1. Österr. Reichsverband für Alpine, Volks- und Gebirgs-Trachten Erhaltungsvereine“ setzte in dessen Schriften ab 1912 der „Kampf“ um die „Vätertracht“ ein, die sich gegen die Sommerfrische-Mode als solche und in den Folgejahren in Artikeln und Karikaturen immer stärker gegen Jüdinnen und Juden richtete.

Besucherinformation

Anfahrtsbeschreibung: Die Buslinie 7, Haltestelle Steinergasse, hält in unmittelbarer Nähe. Es sind nur wenige Parkplätze vorhanden, bitte benutzen Sie die Tiefgarage beim Rathaus oder im Landhausviertel.

Dieser Ausstellungsstandort ist barrierefrei zugänglich und verfügt über barrierefreie Toiletten.

Der barrierefreie Zugang zum Hauptraum erfolgt über den Haupteingang. Die Dauerpräsentation und die Wechselausstellung auf der Frauenempore sind über einen Lift beim Eingang Lederergasse 12 (vom Haupteingang rechts um die Ecke) erreichbar.

Ehemalige Synagoge St. Pölten
Dr. Karl Renner-Promenade 22, 3100 St. Pölten

Öffnungszeiten

Erster Einlass: 17:00
Letzter Einlass: 21:00

Information

Bei der Station kann man seine eigene Wahrnehmung testen:

Wie stark kann Kleidung Vorurteile schüren?

Wie aussagekräftig sind Fotografien? 

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