Unser heutiges Geschichtsbild ist vielfach vom Fortschrittsgedanken geprägt. Die technischen und wirtschaftlichen Errungenschaften der Moderne schufen eine Welt der ungehinderten Bedürfnisbefriedigung. Mit Schaudern wenden wir uns hingegen von einem Mittelalter ab, in dem Mangel und Armut die vermeintliche Alltagsrealität der einfachen Menschen darstellten. Mittelalterliche Gesellschaften werden – verglichen mit der modernen Gesellschaft – als arm bezeichnet. Die Gefahr, die sich aufdrängt, ist, dass wir vergangene Gesellschaften aus unserer heutigen Perspektive bewerten.
Anhand einer Überlieferung von Inventaren aus dem mittelalterlichen Tirol fragen wir danach, wie einfache Menschen im Mittelalter gelebt haben. Durch die gemeinsame Lektüre der Quellen erarbeiten wir in dem Workshop, welche Gerätschaften (inkl. Waffen und Rüstungen) sowie Einrichtungsgegenstände in einem mittelalterlichen Haushalt vorhanden waren und welche Speisen und Getränke konsumiert wurden. Die Aufzeichnungen mittelalterlicher Inventare bieten einige der anschaulichsten Beschreibungen der materiellen Kultur in dieser Zeit und gewähren Einblicke in das Leben an der Schwelle zur modernen Konsumgesellschaft.